Die lustigen 5 Minuten bei Hunden

Kennt ihr die lustigen 5 Minuten auch: häufig am Abend fängt auf einmal euer Welpe/ Junghund an auszuflippen? Er rennt und springt entweder in der Wohnung über Tisch, Stuhl und Sofa oder im Garten werden die Beete gepflügt. Oder er beißt in die Leine, bellt herum, beißt ins Hosenbein. Die lustigen 5 Minuten sind angebrochen.

Zeigt der Hund dieses Verhalten, weil er so süß ist oder weil er so überglücklich mit seinem neuen zuhause ist? Oder hat das ganze einen anderen Hintergrund? 

Falsche Empfehlungen:
Frau P. sagt: „Mein Nachbar hat mir empfohlen, den kleinen Racker mal so richtig auszupowern: Noch mehr Spiele mit anderen Hunden, längere Spaziergänge, noch mehr Lernübungen, denn anscheinend wäre der kleine Welpe noch nicht genügend ausgelastet und hat Langeweile. Unser Hundebaby/Junghund ist immer mit Begeisterung bei der Sache, aber abends scheint er leider noch nicht genug zu haben, also bekommt er noch mehr Angebote und die lustigen 5 Minuten gibt es noch dazu. Wir sind müde und erschöpft von diesem Beschäftigungs-Pensum und wünschen uns nur noch Ruhe. Aber unser Hund schaut uns erwartungsvoll an: „Was machen wir jetzt?“ und legt wieder los.“

Je mehr wir unserem Hund anbieten, desto mehr dreht er auf, wie man so schön sagt: „Die Katze beißt sich in den Schwanz.“

Schlafbedürfnis von Welpen:

Junge Hunde wie auch ältere Hunde brauchen ganz viel Ruhe und Schlaf. Im Durchschnitt je nach Rasse, Alter und Gesundheitszustand 20-22 Stunden am Tag. D.h. unser Hund ist dann mit Ruhen, Dösen, Träumen, Entspannen beschäftigt, ab und zu mal längere Aktivitätsphasen sind überhaupt nicht schlimm, wenn das Ruhen immer wieder dauerhaft zum Tagesablauf hinzu kommt.
Bei Welpen ist es genauso wie bei Kindern, überdrehen diese und der Zeitpunkt für das Zubettgehen wird überschritten, dann erleben wir bei beiden einen leidlichen Zustand, nach lustig kommt blöd ;-).

Was tun?

Jetzt bist du als Halter gefragt, kommt dein Welpe nicht zur Ruhe, dann musst du ihm helfen, die Ruhe zu lernen. Gerade bei Rassen, die schon sehr aktiv sind, ist eine Entspannungszeit ausgesprochen sinnvoll.

Bemerkungen wie, „aber die Racker wollen doch immer toben“, sind immer wieder zu hören, aber die Welpen/ Junghunde haben noch nicht gelernt, wann einfach genug ist. Das andere ist, dass unsere Hunderassen auf Kooperation mit dem Menschen gezüchtet sind, wir nennen es: „Will to please“, sie spielen mit uns, weil sie uns gefallen wollen, anstelle ein kleines Nickerchen zu machen.

Manche Hunde drehen dann völlig durch, wenn sie dann zur Ruhe kommen sollen, deshalb sollten wir kleinschrittig mit kürzeren Spaziergängen, kürzeren Spielsequenzen, Lernübungen usw. starten, also ganz allmählich die Reizzufuhr drosseln, damit sich der Kleine anpassen und entspannen kann, bis er einschläft.

Jeder Hund reagiert anders auf Reize, hier muss der Halter genau schauen, was wohl der Auslöser war. Notiere dir doch ganz kurz, wie der Tag so verlaufen ist, dann kommst du der Reizüberflutung allmählich auf die Spur und kannst handeln.

Dein Hund wird es dir danken.

Verhaltens-Tipps:

Hier noch ein paar Tipps, wenn ihr noch nicht so weit seid mit dem Ruhe-Training und der Hund seine drolligen 5-Minuten hat:

  • Das Verhalten mit einem strengen NEIN unterbinden, sofern der Hund schon Nein gelernt hat. Anschließend beruhigend mit ihm reden, ruhiges Streicheln, selber ganz ruhig und entspannt Atmen. Hund und Halter müssen sich entspannen, sich gegenseitig spiegeln.
  • Ein leichtes Anstupsen hilft manchmal, um die Fellnase aus seiner Rage herauszuholen und seine Aufmerksamkeit einzufangen. Dann verfahrt ihr wie oben schon beschrieben mit der Entspannung.
  • Bitte keine Lernübungen wie „Sitz, Platz oder Beifuß“ einfordern, der Kleine ist eh schon am Limit und Konzentration geht dann gar nicht mehr.
  • Hier ist die Empfehlung, lieber schon vorher als Halter aktiv zu werden und den Spaziergang, Training oder Spielen mit anderen Hunden nicht so auszudehnen, dass er hochdreht. Wir müssen vorausschauend sein und den Welpen vor sich selbst schützen.

Also, was jetzt konkret tun:

Den Hund anleinen.
Wenn er zuhause austickt, die Leine am Geschirr befestigen, ihn irgendwo anbinden, Decke, Kauknochen oder Kong und Wasser hinstellen und einen Schritt sich von ihm entfernen, damit er nicht im Übermut unsere Kleidung erwischt. Kann der Hund schon das Entspannungssignal, dann ihn in die Entspannung bringen und selber gleichmäßig atmen.
Ruhe ausstrahlen. Wenn der Hund sich beruhigt hat, die Leine wieder vom Geschirr lösen und ihn weiterhin ruhig und gelassen behandeln.

Geht ihr zusammen spazieren, baut immer wieder ruhige Momente ein, einen Augenblick sich hinsetzen und die Natur genießen, ein paar Leckerlies im Gras suchen lassen, mit dem Zergel spielen, aber das Spiel ganz ruhig halten. Wenn das schon zu viel ist, dann nur ruhig sein und der Natur lauschen.

Ist es aber schon zu spät und diese ersten Maßnahmen greifen nicht mehr, weil das “Hochdrehen“ schon zur Gewohnheit geworden ist, dann meldet euch bitte am besten bei mir.