Familienprojekt Welpe

Was braucht mein Welpe in der ersten Zeit?

Bedenke, dass die kleinen Zähnchen am Anfang noch sehr viel zerstören können. Daher ist weniger mehr. Auf jeden Fall solltest du vorher besorgen:

  • eine Hundebox aus Kunststoff
  • Einen Futternapf und einen Wassernapf
  • Ein breites Halsband oder ein Geschirr
  • Eine normale Leine
  • Eine Bürste

Der Welpe in der Familie

Wölfe leben in einem Familienverband, ähnlich dem der Menschen. Dort gibt es Vater und Mutter als Leitfiguren und in der Regel zwei Generationen Kinder. Diese Kinder streiten untereinander genauso, wie unsere es auch tun und die älteren haben, ähnlich wie bei uns, mehr Privilegien und auch Aufpasserfunktionen. Dieses Familiengefüge liegt auch den Hunden noch in den Genen. So ist es nicht verwunderlich, dass auch ein Hund durchaus glauben könnte, er müsse die Kinder erziehen und vielleicht sogar korrigieren, sofern die Eltern sich nicht kümmern. Mit diesem Hintergrundwissen rate ich dir deshalb, dass Kinder nicht erzieherisch auf den Hund einwirken. Sie können beim Füttern helfen oder Suchspiele mit ihm machen. Aber Verhaltenskorrekturen laufen ausschließlich über die Erwachsenen des Hauses.

Auch vom Gassigehen durch die Kinder rate ich ab. Kinder können einen Hund noch nicht sicher durch den Alltag führen. In kritischen Situationen können sie nicht die Verantwortung übernehmen. Dazu gehört zum Beispiel, andere Hunde wegzuschicken oder den eigenen von einem Kontakt abzuhalten. Auch sollte man seinem Kind unangenehme Erlebnisse, wie Beißereien unter Hunden, ersparen.

Wo soll er schlafen, liegen, essen?

Hunde nehmen, je nach Charakter, gerne strategisch wichtige Plätze (Flure, Sofas, Hauseingänge usw.) in Anspruch. Hunde sind auf der Suche nach einem „Job“. Ist der des „Türstehers“ noch nicht vergeben, übernimmt er ihn womöglich. Ist der Hund dazu in der Lage, diese Position inne zu haben, kommt es wohl kaum zu Schwierigkeiten. Handelt es sich aber eher um einen unsicheren Hund, der bei Überforderung zu Abwehrhaltungen neigt, ist dieser „Job“ für ihn durchaus kritisch zu betrachten. Ähnlich verhält es sich mit dem Sofa. Es spricht nichts dagegen, den Hund MAL auf das Sofa zu lassen. Wenn er es aber für sich in Anspruch nimmt, kann (muss nicht) es durchaus Probleme mit sich bringen. Ich rate deshalb den Welpenbesitzern, zu Anfang die „Zügel“ recht stramm zu halten und erst später ein wenig zu lockern.

Ähnlich verhält es sich z. B. mit dem Küchentisch. Der Küchen- bzw. Esstisch ist absolute „Tabuzone“. Denn nicht selten bewachen Hunde den Esstisch, weil er ein wichtiger Ort ist. Es ist das goldene Tablett des Hauses. Außerdem beugen wir, wenn Kinder im Haus leben, auch Unfällen vor. Wenn dem Kind etwas herunterfällt und es dieses wieder aufheben will, hat der Hund vermutlich den gleichen Gedanken und beide greifen danach.

Wieviel Zeit braucht ein Welpe?

Gerade in den ersten Tagen sollte der Welpe nicht allein gelassen werden, auch wenn er die meiste Zeit schlafend verbringt. Wichtig ist, ihn von Beginn an das Liegen in der Box zu gewöhnen. So kann er auch zur Ruhe finden, wenn es im Haus mal hektischer zugeht, weil die Kinder beispielsweise Freunde zu Besuch haben. Da sollte der Hund nicht permanent dazwischen turnen, denn der Leitsatz, der für Kinder gleichermaßen gilt wie für Welpen, lautet: „Nach müde kommt blöd!“. Auch die Gassirunden nehmen noch nicht viel Zeit in Anspruch, denn der Welpe soll eh noch nicht weit laufen.

Regeln festlegen

Schon von Anfang an, sollte es für alle Familienmitglieder (Mensch und Hund) Regeln geben, wie man mit dem Welpen umgeht. Ganz besonders sollte das auch für die Kinder im Haus gelten. Wir möchten natürlich nicht die Kinder vom Welpen fernhalten, aber wenn man ein neugeborenes Baby im Haus hat, müssen auch die Geschwister Rücksicht nehmen und können mit dem Baby nicht wie mit einer Puppe spielen. Grundlegend sollte auf folgendes geachtet werden:

  • Schläft der Hund, wird er nicht einfach angefasst.
  • Hat der Hund sich zurückgezogen, wird er in Ruhe gelassen.
  • Der Hund wird nicht den ganzen Tag angesprochen.
  • Tabubereiche werden etabliert und eingehalten, wie z.B. der Esstisch, der Bereich vor der Küchenzeile, die Treppe nach oben oder das Sofa.
  • Nach der Gassirunde wird der Hund zum Ruhen in die Box gelegt (das hat den Vorteil, dass der Hund es später als selbstverständlich ansieht, und wenn er nass ist, erst einmal in der Box trocknen kann).

Der erste Tag

  • Abholen: am besten zu zweit
  • Löseplatz: aus dem Auto heraus, direkt zeigen, wo er sich lösen kann
  • Ruhe halten: den Welpen sein Umfeld erkunden lassen, kein Besuch empfangen und nichts vom Welpen fordern
  • Die ersten Nächte: Der Hund liegt zwar in der Box, sie ist aber nicht verschlossen. Am besten schläft ein Familienmitglied die ersten Nächte in der Nähe der Box, um direkt reagieren zu können, wenn der Kleine raus muss.

Stubenreinheit

Zuerst sei gesagt, dass alle Hunde stubenrein werden können, die einen früher, die anderen später. Genau wie bei Kindern kann man es nicht wirklich beschleunigen. Man kann es ihnen nur leicht oder unnötig schwer machen. Folgende Maßnahmen helfen bei der Stubenreinheit:

  • Jede Art von Schimpfen und Tadeln ist vollkommen unangebracht, denn in den ersten Wochen des Welpen hat die Hundemutter die Hinterlassenschaften ihrer Welpen kommentarlos entsorgt. Genauso sollten wir Menschen es auch handhaben.
  • Feste Zeiten einführen: in den ersten Tagen stündlich kommentarlos nach draußen führen. Nachts alle drei Stunden. Nach und nach die Abstände verlängern.
  • Wenn es in der Nähe der Haustür eine Stelle gibt, an der der Hund sich lösen darf, empfehle ich, diese dem Garten vorzuziehen. Gerade auch wenn Kinder mit im Haus leben.

Spielverhalten von Hunden

Grundlegend sei zu erwähnen, dass es drei Arten von Spiel gibt.

  • Das Sozialspiel: mit anderen Individuen, egal ob Hund oder Mensch, spielerisch in Kontakt treten.
  • Das Objektspiel: dazu wird ein Objekt gebraucht, z. B. ein Zergel
  • Das Solitärspiel: findet statt, um andere zum Spiel anzuregen. Dabei dreht der Hund sich im Kreis, fängt seinen eigenen Schwanz, sprintet plötzlich durch die Wohnung und bellt dabei. Interessanterweise zeigt er dieses Verhalten meistens zwischen 17 und 19 Uhr.

Außerdem hat ein Hund beim Spiel weiche Gelenke, überflüssige Körperbewegungen, einen albernen Gesichtsausdruck usw. Länger als 5-7 Minuten sollte das Spiel auch nicht dauern, dann ist erst einmal wieder Pause angesagt. Denn sind die Hunde über ein gesundes Spielmaß hinaus, verlieren sie ihr Maß und die kleinen Zähne zwicken schon recht fest in die menschliche Haut. Deshalb gilt, wie so oft: weniger ist mehr.

Gassi gehen

In der ersten Zeit braucht der Welpe vor allem Sicherheit und eine vertraute Umgebung, daher rate ich von langen Gassirunden ab. Um eine gute Ortsprägung zu entwickeln, ist es ausreichend, mit deinem Welpen „sternförmig“ 50 bis 100 Meter in die eine Richtung zu bummeln und über den gleichen Weg wieder zurückzukehren.

Freifolge macht den Hund aufmerksam, daher solltest du dich nicht so oft nach deinem Welpen umdrehen. Je mehr der Hund lernt, dass der Mensch ständig darauf achtet, dass der Hund nicht verloren geht, desto mehr trainiert man ihm die Freifolge ab. Er bekommt also viel mehr die Gelegenheit, sich gedanklich auszuklinken. Besser also, einfach seines Weges zu gehen und hin und wieder einmal abzuhocken und zu warten, dass der Hund rankommt. Angesehen oder aufgefordert wird der Hund dabei nicht. Ganz im Gegenteil, der Mensch hockt sich sogar mit dem Rücken zum Hund ab und tut so, als hätte er etwas Spannendes, ohne den Hund anzusehen. Auch wenn es schwerfällt. Welpen sind unsagbar neugierig und so kommt der Hund ganz nah, um nachzusehen. Dann wird er kurz belohnt und kommentarlos geht der Mensch wieder weg. Der Hund wird folgen. Das ist die beste Vorbereitung für den zukünftigen Rückruf.

Leinengewöhnung

Entscheidend für den zukünftigen Umgang mit der Leine ist, welche Assoziation der Hund damit von Beginn an verknüpft. Bedeutet Leine für ihn:

  • Frust, weil er nicht hinkann, wo er will,
  • Ziehen, weil er nur dann vorankommt,
  • Zwang, weil der Mensch ihn einfach weiterzieht,
  • Unsicherheit, weil jeder zum Hund Kontakt aufnehmen darf und er nicht weg kann
  • Alleine sein, weil der Mensch beim Laufen keinen Kontakt zum Hund hält, dann

ist es nicht ungewöhnlich, dass der Hund nichts Gutes mit der Leine in Verbindung bringt.

Deshalb ist es enorm wichtig, sich Gedanken zu machen, welche Denkmuster man beim Welpen festigen möchte. Im Idealfall verbindet der Welpe mit der Leine:

  • Sicherheit, weil der Mensch für Schutz sorgt und nicht jeden ranlässt,
  • Spaß, weil an der Leine gespielt wird,
  • Kontakt, weil man an der Leine Spaß hat und
  • Begeisterung, weil an der Leine die Umgebung gemeinsam erkundet wird.

Im Idealfall leint man den Hund hin und wieder an, und zwar immer dann, wenn es um gemeinsame Aktivitäten gilt. Also ruhig auch Zuhause, wenn man vorhat, mit dem Hund zu spielen. Einfach die Leine anlegen, als Ankündigung für eine gemeinsame Interaktion und gute Laune. Immer, wenn der Hund ohne Leine läuft, und das sollte er regelmäßig, wird der Hund ignoriert und der Mensch geht seines Weges. Der Hund soll frühzeitig lernen, dass es sein Job ist, darauf zu achten, dass er nicht verloren geht. Mit 6-7 Monaten ungefähr steigert sich das Explorationsverhalten enorm. Ab dann heißt es „Schleppleine dran“ und zwar für mindestens 10 Monate, bis die Pubertät vorbei ist.

Fütterung

Die allgemeine Fütterungsempfehlung lautet, dass Welpen 4-5mal am Tag gefüttert werden sollten. Ab 4 Monaten kann auf drei Mahlzeiten und ab einem halben Jahr auf 2 Mahlzeiten pro Tag reduziert werden. Der Hund sollte in den ersten Monaten verschiedene Futtersorten kennen lernen. Dadurch wird das Risiko von Unverträglichkeiten im Erwachsenenalter minimiert. Der Hund bekommt also ein Basisfutter und immer mal wieder eine Kleinigkeit von etwas Anderem untergemischt.

Folgende Lebensmittel darf der Hund auf keinen Fall essen: Avocado, Knoblauch, Zwiebeln, Nachtschattengewächse (rohe Kartoffeln, Auberginen und Tomaten), Obstkerne, rohe Hülsenfrüchte, rohes Schweinefleisch, Rosinen, Weintrauben und Schokolade.

Gewöhnung

  • Der Hund sollte viele Menschen kennen lernen: große und kleine, mit Behinderung oder mit Hut oder Gehilfe usw. Positive Erfahrungen können so gesammelt werden, was aber nicht bedeutet, dass der Hund immer zu jedem hingehen darf.
  • Gruselige Objekte und Situationen kommen immer mal wieder vor. Vollkommen normale Gegenstände, wie z. B. eine Mülltonne, werden plötzlich zu Schreckgespenstern. Hier heißt es, dem Hund Zeit zu geben. Auf gar keinen Fall wird der Hund dorthin gezogen und gezerrt. Der Mensch befasst sich mit dem Objekt, traut sich der Hund von alleine ran, ist es gut. Ansonsten versucht man es bei nächster Gelegenheit noch einmal.
  • Verschiedene Untergründe sollten kennengelernt werden: spiegelnde Fliesen, Gras, Pflastersteine, Schotterwege, Sand, flache Pfützen usw.

Gemeinsame Aktivitäten:

Bei gemeinsamen Aktivitäten verbringt man intensiv Zeit mit dem Hund, was viele Vorteile mit sich bringt: du lernst deinen Hund sehr genau kennen, das Vertrauen wächst und die Kommunikation wird verfeinert. Ist der Mensch erst einmal in der Position, dass er dem Hund spannende Dinge präsentiert, wird ein sicherer Rückruf im Alltag natürlich immer wahrscheinlicher. Hat der Mensch hingegen nichts zu „bieten“, geht der Hund gerne eigenen Hobbys nach. Besser also, der Mensch bestimmt das Hobby.