Sprache der Hunde …eine Fremdsprache für uns Menschen?
Unsere Hunde kommunizieren wie wir, nur mit ihrem Körper. Durch Rücken, Kopf, Beine, Maul, Augen, Ohren und Rute, aber auch durch Geruch drücken sie ihre Emotionen, ihre Motivationen und ihre Bedürfnisse aus. Wir Hundehalter müssen einfach genau hinschauen, um ihr Gefühlsleben zu verstehen, es zu respektieren und danach zu handeln.
Genauso wie beim Erlernen einer Fremdsprache müssen wir Vokabeln, Grammatik und Satzbau der Hundesprache lernen. Denn nur die Summe seines körperlichen Ausdrucksverhaltens, seiner Persönlichkeit, seiner Rasse und seiner Erfahrungen geben Auskunft über das, was er gerade fühlt und kommuniziert. Wir müssen kontinuierlich beobachten, denn auch sein Gegenüber sendet Signale und unser Hund antwortet. Es kann oft ganz schnell gehen und für uns Menschen kaum sichtbar sein. Je besser wir unseren Hund kennen, desto besser können wir Situationen einschätzen und die Motivation unserer Hunde verstehen. Daraus resultieren mehr Sicherheit, Schutz und eine gestärkte Bindung zwischen unserem Hund und uns.
Wenn sich dein Hund in der Umwelt bewegt, kannst du Veränderungen an seinem Ausdrucksverhalten erkennen. Grundsätzlich gilt dabei: die Tendenzen, also was als nächstes folgen wird, sind immer abhängig von den restlichen körpersprachlichen Signalen des Hundes. Die Beobachtung eines einzelnen Körperteils allein reicht also nicht aus!
Der Kopf:
Die Augen:
- wohin sind sie ausgerichtet und wie lange?
- Ist das Augenweiß zu sehen: Stress, Unsicherheit, Angst
Die Ohren:
- Verfolgen von Geräuschquellen
- Ohren können getrennt voneinander bewegt werden
- Gehen die Ohren nach vorne: vermutlich wird sich der Hund nach vorne bewegen, vielleicht ist er neugierig, drückt Imponierverhalten aus oder es können aber auch offensiv, aggressive Tendenzen sein, immer abhängig von den restlichen körpersprachlichen Signalen des Hundes
- Gehen die Ohren nach hinten: es könnte mit Stress, Emotion, Angst oder Unsicherheit einhergehen (manche Hunde tragen ihre Ohren jedoch auch „einfach so“ nach hinten …)
- Bei Schlappohren sehen wir an der Ohrbasis, in welche Richtung sich das Ohr bewegt
Das Maul:
- Nach vorne: klein und rund: nur Schneide- und Eckzähne sind sichtbar, meist auch gekräuselter Nasenrücken, ist der vordere Maulbereich aufgrund der Anspannung im Maulbereich aufgebläht: steht für Angriff, Aggression
- Nach hinten gezogen: lang, die Backenzähne sind auch sichtbar und die Zunge liegt im Maul: steht für Stress, Angst und Unsicherheit
- Natürlich muss man die Außentemperatur berücksichtigen, denn wenn es heiß ist, hechelt der Hund mit einer heraushängenden Zunge.
Die Kopfhaltung:
- Geduckte Kopfhaltung nach vorne: drohen
- Nach oben: imponieren
- Zur Seite: deeskalieren.
Der gesamte Körper:
Der Rücken:
- Runder Rücken: Beschwichtigendes Verhalten, Demut
- Gerader Rücken: Imponierverhalten, zum Gegenüber ausgerichtet
Die Gliedmaßen/Gelenke:
- Eingedrückte/- geknickte Gelenke: beschwichtigendes Verhalten, sich klein machen,
- Steife Gelenke: Imponierverhalten, zeigen von Stärke, von Größe
Art, sich zu bewegen:
- Ist die Bewegung staksig, steif: imponieren, einschüchtern
- Weiche Bewegungen: Entspannung, in friedlicher Absicht, ganz weiche ausladende Bewegungen: Spiel
Allgemeine Anspannung:
- Muskulatur angespannt: Stress, entspannte Muskulatur: alles ok
Ausrichtung auf was und wen.
Die Rute:
- Wo sie getragen wird (ober-, auf oder unterhalb der Rückenlinie)
- Mit welcher Geschwindigkeit und welcher Amplitude bewegt sie sich von rechts nach links
- Schwanzwedeln bedeutet nicht gleich der Hund ist freundlich, sondern er ist erregt!
- Freundliche Stimmung: auf oder leicht unterhalb der Rückenlinie, die Rute bewegt sich in mittleren Schwüngen mit weiter Amplitude
- Erregung, evtl. Aggressivität oder imponierendes Verhalten: Rute oberhalb der Rückenlinie, kleine Amplitude, hohe Geschwindigkeit
- Aggression, Drohen: oberhalb der Rückenlinie, ganz steife Rute ohne Bewegung
- Unsicherheit/ Angst : unterhalb der Rückenlinie
- Angst: Rute unter dem Bauch (Windhunde tragen ihre Rute auch im entspannten Modus eingeklemmt unter dem Bauch).
Calming Signals
- Diese dienen einem reibungslosen Miteinander und als Vorbeugungsmaßnahme für Auseinandersetzungen. Die sehr kleinen Signale in der Körpersprache (z.B. langsam gehen, einen Bogen machen, Blick abwenden, stehen, gähnen, über den Fang schlecken, Vorderpfote heben, urinieren, sich kratzen etc.) dienen dem Hund aber nicht nur dazu, Konflikte mit anderen Hunden – und Menschen – zu lösen, sondern haben auch den Zweck, sich selbst zu beruhigen (z. B. bei Straßenlärm, Silvesterknallerei).
Die hier aufgeführten Beschreibungen sind nur ein Minimum an Ausdrucksformen, aber sie geben Dir schon einmal einen ersten kleinen Einblick in die Körpersprache des Hundes.
Am besten fängst du an, deinen Hund zu beobachten. Manchmal wird es schwer werden den Hund richtig einzuschätzen, wenn sich sein Display sekündlich verändert.
Als Halter kann man nie mit 100 % Sicherheit sagen, warum er das gerade macht oder wie er sich fühlt, einfach weil wir den Hund nicht fragen können. Wenn du das Verhalten oder die Emotionen deines Hundes aufgrund von Beobachtungen interpretierst, dann tu das immer wohlwollend deinem Hund gegenüber. Beziehe immer die komplette Körpersprache und die Situation mit ein.
Nicht alles, was wir sehen ist Kommunikation, sondern dient z.B. dem Hören: der Hund dreht die Ohren einer Geräuschquelle zu, die wir oft gar nicht wahrnehmen, weil wir anders hören als unser Hund. Die Rute senkt sich, weil unser Hund sich gerade auf etwas konzentriert, aber nicht unbedingt, weil er unsicher ist. Das bedeutet oft nur, er beschäftigt sich gerade intensiv mit einem Geruch.
Am Anfang des Lernens der Körpersprache des Hundes ist man noch häufig verunsichert, aber je mehr man die Situation und das Körperbild des Hundes beobachtet, desto sicherer wird man.
Möchtest du zusammen mit deinem Hund mehr darüber wissen oder lernen, dann melde dich doch gern bei mir und wir lernen dies dann z.B. bei meinen Gassi-Runden/Social Walks.