Habe ich eine „Rüdin“?

Habe ich eine „Rüdin“? Und woran erkenne ich sie?

Deine Hündin sieht zwar aus wie eine Prinzessin, aber benimmt sich gar nicht so ladylike und mädchenhaft? Sie ist eher der schlimmste Rüpel in der ganzen Nachbarschaft? Sie ist selbstbewusst bis zum Gehtnichtmehr und äußerst forsch im Auftreten? Könnte sie vielleicht eine Rüdin sein? Tja, vielleicht hast du ja gar keine Hündin, sondern bist stolzer Besitzer einer echten Rüdin! Wie finde ich das raus, was sie ist?

So zeigt sich eine Rüdin:

  • Unsere gesellschaftlichen Rollen: wie Bilder, die mal mehr oder weniger passend sind, Jungs mögen Blau und Mädchen pink. Oder Mädchen schlagen sich nicht und mögen überhaupt keinen Fußball; Jungs weinen nicht und werden keine Ballerinen. Zum Glück gibt es aber noch die männlichen Ballerinen und die weiblichen Fußballspieler und auch ganz viel dazwischen, was das Leben einfach bunter macht.
  • Zum Glück sind die Rollenbilder bei unseren Vierbeinern nicht so starr und unflexibel: die Rüden sind grösser und kräftiger, in der Regel sogar schwerer. Meist haben sie das schönere Fell, was sogar dazu geführt hat, dass die berühmte Filmhündin Lessie in all den Jahrzehnten nur von Rüden dargestellt wurde. Sie verhalten sich eben auch anders, Hündinnen steigen natürlich nicht auf andere Hunde auf und markieren auch nicht, dafür haben Rüden eben auch keine Muttergefühle oder etwa doch?
  • Die Natur beschert uns natürlich wie immer auch hier eine berühmte Ausnahme von der Regel und dem Rollenklischee: unsere Rüdinnen und sie sind gar nicht mal so selten.
  • Anhand der äußeren und inneren Geschlechtsmerkmale (Scheide und Gebärmutter) ist unsere Rüdin als Hündin zu erkennen, ansonsten ist sie ein echter Kerl.

Hier ein paar Verhaltensweisen, die dir zeigen, ob du auch ein stolzer Rüdinnen Besitzer bist:

  1. deine Hündin hebt beim Urinieren das Bein.
  2. andere Hunde werden von ihr maßgeregelt, sehr schnell und das sehr stark und auffällig.
  3. durch Aufreiten auf andere versucht deine Hündin, ihre Position klar zu definieren.
  4. nähern sich andere Rüden, nervt sie das. Dies zeigt sie deutlich durch Knurren, Zähnefletschen oder wegbeißen des Kavaliers.
  5. sie fühlt sich in der Nähe von anderen Hündinnen wohl, versucht vielleicht sogar, diese zu begatten.
  6. kräftig mit ihren Pfoten scharrt sie nach dem Urinieren und Koten, um zu markieren.
  7. einen ausgeprägten Beschützerinstinkt zeigt sie gegenüber ihrem Rudel und scheut auch nicht vor Aggressionsverhalten zurück.

Körperliche Merkmale einer Rüdin entsprechen oft dem männlichen Gegenstück:

  1. deine Hündin ist besonders groß und kräftig
  2. sie hat einen großen Kopf im Verhältnis zum Körper.
  3. ihr Fell ist besonders schön, kräftig und dicht.

Wird deine Rüdin läufig, dann ist sie körperlich wie ein Hundemädchen. Das führt dazu, dass Rüdinnen während ihrer Läufigkeit oft überwiegend weibliche Verhaltensmuster an den Tag legen. In der anderen Zeit überwiegen dann die männlichen Verhaltensmuster. So kann während der Hitze, sogar das Markieren eingestellt werden.

Wie wird aus einer Hündin eine Rüdin?

Schon vor der Geburt wird festgelegt, ob der Hund ein Rüde, eine Hündin oder eine Rüdin wird. Aus dem Biologieunterricht weißt du bestimmt noch, dass das körperliche Geschlecht bei Säugetieren genetisch festgelegt wird, durch die X-und Y-Chromosomen. Je nach Kombination werden wir also Jungs oder Mädchen oder eben Rüde oder Hündin.

Der Charakter und das Verhalten eines Welpen werden nicht nur durch seine Gene bestimmt, sondern auch ganz stark durch Hormone. Das Testosteron ist das männliche Sexualhormon, Östrogen, das weibliche Sexualhormon. Viel Testosteron macht also männlicher, viel Östrogen also weiblicher.

Bekommt eine Hündin vielleicht 5 Welpen und nur ein Welpe davon hat weibliche Geschlechtsmerkmale, dann kann es sein, dass die kleine Hündin trotz ihres XX-Chromosomensatzes von ihren ganzen Brüdern mit einer wahren Flut von Testosteron überschwemmt worden ist. Dadurch hätte deine Hündin also so viel Testosteron abbekommen, dass sie sich zur Rüdin entwickelt hat. Körperlich immer noch ein Hundemädchen, hormonell ist ihr Verhalten nun aber schon in die gleiche Richtung wie der der Jungs ausgerichtet. Zudem wächst diese kleine Maus in den ersten Lebenswochen mit ihren 5 Brüdern auf, da muss man sich natürlich beweisen und ordentliches Durchsetzungsvermögen entwickeln, um mithalten zu können und siehe da, fertig ist sie, deine stolze Rüdin.

Jetzt kommt natürlich die Frage auf, ob es das Gegenstück zu Rüden, also einen weiblichen Rüden gibt. Weltweit sind nur ein paar vereinzelte Fälle bekannt, bei denen sich ein Rüde wie eine Hündin verhält, während die Rüdin durchaus sehr häufig zu finden sind. Eine wissenschaftliche Erklärung für diese Tatsache ist nicht bekannt. Es ist eben eine Laune der Natur, die uns unsere Macho Hundemädchen Mädels beschert.

Zusammenfassend kann man sagen, es ist egal, ob Männlein Weiblein oder Rüden. Auch wenn uns Menschen das männliche Verhalten mancher Hündin vielleicht zunächst irritiert, Hunde sind durch dieses Verhalten nur äußerst selten verwirrt.

Deine Rüdin muss bei der Erziehung vielleicht etwas mehr korrigiert werden als eine echte Hundeprinzessin besonders dann, wenn sie wieder den Macho raushängen lässt oder auf Teufel komm raus pöbelt, maßregelt und andere Hunde dominieren will. Denn einem Rüden würdest du solch ein Verhalten bestimmt auch nicht durchgehen lassen.