Führung hat etwas mit der inneren Haltung des Hundeführers zu tun, der seinen Hund souverän und sicher durch die Welt führt.
Viele Hundebesitzer sind der Auffassung, dass sie ihre Hunde durch ihre Stimme und durch die Kommandos (sofern die Hunde diese beherrschen) führen. Beides sind wichtige Werkzeuge, aber in Wirklichkeit nur kleine Bausteine bei dem, was Führung wirklich ausmacht.
Der Umgang mit unseren Hunden ist, wie alles im Leben, eine Sache der inneren Haltung.
Eine präsente Ruhe und eine Gelassenheit durch uns bewirkt auch beim Hund eine Ruhe und Gelassenheit! Unsere souveräne Ausstrahlung überträgt sich auf ihn und Mensch und Hund sind gelassen (souverän= über den Dingen stehen, unabhängig, gelassen, kompetent, stark und/oder routiniert). Werden wir unsicher oder nervös, wird unser Hund es auch.
In einer Führungsposition überzeugt man, indem man eine ruhige, souveräne Energie ausstrahlt, eine klare Vorstellung von seinen Zielen hat und agiert und nicht reagiert.
Übertragen auf unseren Hund bedeutet das, bevor wir ein Kommando aussprechen, wir uns im Klaren sein müssen, was er konkret tun soll- und nicht irgendetwas ihm zu rufen: Hier -Platz, komm her- jetzt aber…
Wenn ich also meinen Hund rufe, dann bestimme ich den Weg, von A nach B. Das ist es, eine bestimmte und souveräne Anleitung, in welche Richtung der Hund laufen soll.
Das unser Hund uns folgt ist eine Frage der Atmosphäre zwischen Hundehalter und Hund. Ist die Atmosphäre positiv, wird der Hund auch gerne in unserer Nähe bleiben und auch Ablenkungen sind für ihn weniger interessant. Geht er aber trotzdem mal einer Verlockung nach, dann wird er sich auch schnell wieder auf uns konzentrieren und uns folgen.
Hast du eigentlich dir schon mal Gedanken gemacht, ob dein Spaziergang interessant für deinen Hund ist, abwechslungsreich, lustig, angenehm oder würdest du ihn eher langweilig, pflichterfüllend, stereotyp und dich als ängstlich, ärgerlich oder unzufrieden bezeichnen? Würdest du gerne mit Dir spazieren gehen?
Man geht doch gerne mit jemanden spazieren, der entspannt, gut gelaunt und zu Spielchen aufgelegt ist. Ist jemand aber unangenehm, unsicher, ängstlich und dieser schnauzt auch noch die ganze Zeit rum und verbreitet eine gereizte Atmosphäre, bei dem bleibt man nicht gerne. Hunde gehen dann mal ein wenig ihren eigenen Interessen nach, um Abstand von diesen negativen Energien zu bekommen und sich von ihrem gestressten Halter zu erholen.
Menschen, die einen Plan haben, sind für Hunde attraktiver. Unsichere Menschen verwirren nur ihren Hund und werden als Reaktion darauf vom Hund eher gemieden, was wiederrum deren Kooperationsbereitschaft verringert.
Hunde können uns aufgrund ihrer Sinnesorgane sehr genau einschätzen: sie nehmen bewegliche optische Reize viel schneller wahr als wir, sie können höhere Frequenzen hören als wir, Geräuschquellen sogar dreidimensional orten, sie können um ein Vielfaches besser riechen als wir und Hunde können sich viel schneller in andere Lebewesen hineinfühlen, als es der Mensch überhaupt wollte.
Das bedeutet für uns: der Hund weiß immer ganz genau wie es uns geht, spürt unsere Empfindungen in allen Situationen und spiegelt dann unsere Empfindungen wider.
So kann es sein, dass sich unser Hund, der sonst so ruhig ist, auf einmal ganz anders verhält, weil der Hundehalter gerade ganz starken Stress bekommt. Unsere Emotionen übertragen sich und der Hund verhält sich ganz anders. („….. das hat er noch nie getan“ 😉 )
Der Hunde-Führer muss das Vorbild sein. Er sollte seinem Hund sowohl äußerlich als auch innerlich vormachen, wie er sich zu verhalten hat: ruhig, gelassen, souverän, und eben nicht aufgeregt, unsicher, aggressiv, oder unkontrolliert. Unser Hund ist so gut wie wir es ihm vormachen: „Wie der Herr, so das Geschirr?“.
Die Sache mit der Dominanz
Das Wort Dominanz ist das wohl am häufigsten missbrauchte Wort in der Hundeerziehung. Sobald ein Hund nicht das tut, was er tun soll, nennt man ihn dominant! Dieser Hund ist meist nur schlecht erzogen. Dominanz ist eine Frage der Energie, die andere veranlasst, ihnen zu folgen.
Dominanz ist nicht synonym mit Aggression, stattdessen sind oft die nicht souveränen, verunsicherten Hunde aggressiver in ihrem Verhalten. Natürlich gibt es dominante Hunde, so wie es auch dominante Menschen gibt. Es sind Hunde, die die Führung übernehmen, wenn ihr Mensch nicht in der Lage ist das zu tun. Die Hunde würden lieber ihrem Halter folgen und wären sehr zufrieden damit, wenn er dies täte. Der Hund hätte dann wesentlich weniger Stress.
Hundebesitzer von dominanten Hunden haben ihren Führungsanspruch verloren, da sie häufig sowohl in der Stimme, Körpersprache und dem Einsatz von Gewalt ihrem Hund signalisiert haben, dass der Mensch seine Souveränität aufgegeben hat und unberechenbar ist.
Dominanz bei Hunden wird häufig mit Selbstbewusstsein, Forschheit oder Temperament verwechselt. Diese Hunde wollen gar nicht die Führung übernehmen, sondern einfach nur mehr Aktion haben. Gebrauchshunde und ihre Mixe wollen nicht nur schön sein, sondern auch „gebraucht“ werden. Sie sind dazu gezüchtet worden, Aufgaben zu erledigen und ihr Ziel zu erreichen. Gefällt dem Besitzer das Erreichte, ist alles ok, aber wenn auf einmal das Reh gejagt wird oder das Einkreisen von Schafen passiert, dann ist der Besitzer nicht mehr erfreut. Diese Gebrauchshunde suchen sich dann eine neue Aufgabe: Verbellen jeden der das Grundstück betritt, werden aggressiv und zeigen viele oft unerwünschte Verhaltensweisen.
Auch unabhängige Hunde wie Windhundrassen, Herdenschutzhunde, Huskies und Terrierrassen sind meistens nicht dominant, sondern sie sind einfach ganz zufrieden damit, ihr eigenes Ding zu machen. Diese Rassen sind nicht zur engen Kooperation mit dem Menschen erschaffen und viel zu klug für ständige Wiederholungen im Trainingsprogramm.
Ein unabhängiger Hund kann seinen Herren durchaus abgöttisch lieben, er ist nur nicht so interessiert, bei seinem Besitzer ständig auf dem Schoß zu sitzen. Gefällt ihm etwas, wird er gerne sich darum bemühen, aber sich nicht dabei besonders um seinen Besitzer. Diese Hunde werden gezüchtet, dass sie selber ENTSCHEIDUNGEN TREFFEN.
Es gibt noch „die sturen“ Hunde, z.B Terrier, Dackel und Shiba Inus oder französische Bulldoggen. Sie hören ein Kommando, machen aber trotzdem etwas anderes. Diese Hunde brauchen einfach eine sehr differenzierte Kommandogebung, abgestimmt auf diesen speziellen Hund. Wenn der Hund nicht das tut, was der Mensch von ihm möchte, muss sich der Mensch klarer ausdrücken.
Und dann gibt es noch die Hunde, die sich einfach ganz leicht ablenken lassen. Wir Halter haben nur ein kleines Zeitfenster, in dem sie uns ihre Aufmerksamkeit schenken. Dann reagieren sie schon wieder auf andere Dinge. Die Welt solcher Hunde muss übersichtlich gehalten werden, weil sie sich selbst keinen Gefallen tun, auf alles zu reagieren.
Beobachte deinen Hund genau, damit du nicht gegen deinen Hund und seine Persönlichkeit arbeitest, sondern mit deinem Hund zu einem guten Team zusammenwächst.